Das Baby breit wickeln ist keine neue Erfindung. Bereits in den 1960er und 1970er Jahren wurde generell eine spezielle Windelhose empfohlen, um einer Hüftgelenksfehlbildung vorzubeugen. Viele Hebammen und Kinderärzte raten auch heute noch generell dazu, das Baby breit zu wickeln. Die Beine des Babys werden durch die Art des Wickelns in eine breite Haltung gebracht.
Zweck dieser Windelmethode ist es, die Hüftentwicklung des Neugeborenen positiv zu unterstützen. Das Skelett des Babys ist nicht vollständig verknöchert. Knorpelige Teile sind leicht verformbar. Oberschenkel und Hüftgelenke reifen in den ersten Lebensmonaten nach und werden langsam fest. Die korrekte Hüftstellung bildet die Vorrausetzung für ein beschwerdefreies Gehen und Laufen.
Das Abspreizen der Beine sorgt dafür, dass der Oberschenkelknochen immer in einem guten Winkel zur Hüfte liegt. Wenn die Hüften nicht korrekt ausgebildet sind, wird dies als Hüftdysplasie bezeichnet.
Hüftdysplasie
Als Hüftdysplasie wird eine nicht korrekte Ausbildung der Hüftgelenkpfanne bezeichnet. Warum eine Hüftdysplasie auftritt, ist nicht genau bekannt. Als häufigster Risikofaktor gelten Steißlage, Mehrlingsgeburten und die genetische Veranlagung. Art und Dauer der Behandlung orientieren sich am Schweregrad. Die Diagnose wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung vom Arzt zumeist kurz nach der Geburt mit einer Ultraschalluntersuchung gestellt.
In der Medizin werden drei Schweregrade unterschieden:
- Leichtgradig
- Höhergradig
- Luxation
Die Behandlung der Hüftdysplasie ist abhängig vom Schweregrad der Veränderungen. Bei einer leichtgradigen Ausprägung handelt es sich nur um eine Entwicklungsverzögerung. In diesem Fall wird vom Arzt Breites Wickeln für 6 Wochen angeordnet. Bei einer höhergradigen Hüftdysplasie muss das Baby eine Spreizhose oder Schiene für 3 Monate tragen. Die schwerste Ausprägung ist eine Luxation. Der Gelenkkopf ist hierbei nicht in der Gelenkpfanne. Nach dem Einrenken wird für bis zu 12 Wochen ein Gipsverband angelegt.
Alle diese Maßnahmen dienen der Entwicklung einer gesunden Hüfte. Eine unbehandelte Fehlbildung führt zu einer Missbildung der Gelenkpfanne. Eine spätere Gehbehinderung ist die Folge.
Bewährte Methoden zum Breit wickeln
Zwischen Body und Strampelanzug wird ein gefaltetes Handtuch, eine Stoffwindel oder Ähnliches eingelegt. Bei der Verwendung von Stoffwindeln wickelt man automatisch breit. Verwendest du Pampers, nimmst du einfach eine zweite und legst sie dem Baby mit Verschluss nach hinten an. Die obere Pampers nimmst du dann das nächste Mal unterhalb.
In Babyfachgeschäften und in Apotheken werden Spreizwindeln und Spreizhosen verkauft. Die Spreizwindel ist eine Überhose, in welcher eine Verbreiterung enthalten ist. Die Windel hat oft eine eingenähte Tasche für einen zusätzlichen Spreizkeil. Diese Spreizhose gibt es aus elastischem Frottee. Sie hat eine optimale Passform und ist waschbar. Die Spreizwindelhose unterstützt eine gesunde Hüftentwicklung des Babys. Sie wird oft fälschlicherweise als Spreizhose bezeichnet.
Spreizhose oder Tübinger Hüftbeugeschiene
Die Spreizhose oder Tübinger Hüftbeugeschiene ist ein orthopädisches Hilfsmittel. Sie hält bei Säuglingen mit angeborener Hüftgelenksfehlstellung beide Hüftgelenke gebeugt und abgespreizt. Mit der Orthese wird der Druck des Hüftkopfes auf die Pfanne verstärkt, wodurch das Wachstum der Gelenkpfanne positiv beeinflusst wird.
Zeigt die Sonografie der Säuglingshüfte im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen keine altersgerechte Entwicklung wird eine Spreizhose oder Tübinger Hüftbeugeschiene vom Arzt verordnet. Durch dieses einfache Hilfsmittel können viele Operationen vermieden werden.
Anhoc-Spreizhaltung sorgt für gesunde Hüften
Die Anhock-Spreizhaltung bezeichnet die Körperhaltung, die ein Neugeborenes automatisch einnimmt, wenn es hochgehoben wird. Seine Beine sind angehockt und gleichzeitig leicht nach außen gespreizt. Durch diese Haltung kann das Kind auf der Hüfte seiner Eltern getragen werden. Ein Säugling zieht seine Beine an, in Erwartung hochgehoben zu werden. Die Begründung dafür ist in der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen zu finden. Für das Überleben war das Mitgetragen werden notwendig. Babys haben sich an das Getragenwerden angepasst. Diese Anhock-Spreizstellung ist die optimale Stellung, um getragen zu werden.
Mit dem richtigen Tragetuch sitzt das Baby von Geburt an in der optimalen Anhock-Spreiz-Haltung. Mit einem Tragetuch hast du auch beide Hände frei und dein Baby sitzt anatomisch korrekt. Gerade in den ersten Lebensmonaten, in denen sich die Hüfte noch entwickeln kann, ist diese Sitzposition die gesündeste und sicherste Variante für dein Baby. Mit dem Tragen deines Babys förderst du die Entwicklung seiner Hüfte.